Bericht von Carolin
Nachdem es am Montag, gegen Mittag mit dem Flieger gen Istanbul und von dort wenige Stunden später nach Kigali ging, erreichte die Reisegruppe #hh2rwanda in der Nacht die Ruandische Hauptstadt. Leicht erschöpft wurde die Gruppe von Honorine, einer Mitarbeiterin von Hermosa Life and Tours, und unserem Bus inkl. Busfahrer Cramer empfangen. Schnell ging es zum Hotel Kigali View, wo man schon erste, aber recht müde Blicke auf die unbekannte Umgebung erhaschen wollte. Wir murmelten Gute Nacht und waren gespannt auf das was da kommen würde.
Guten Morgen, Kigali! Was für eine strahlende Aussicht. Die Sonne und das bunte Gewusel der Stadt am Vormittag nahm uns sofort auf. Ein erstes ruandisches Frühstück, das von einnehmend freundlichen Menschen zubereitet wurde. Gestärkt konnten wir so in eine Woche voller Eindrücke, Austausch und Erfahrungen starten.
Der erste Stopp konfrontierte die Gruppe direkt mit der Geschichte des Landes. Wir besuchten das Haus, in dem am 7. April 1994 die damalige Premierministerin Agathe Uwilingiyimana und 10 belgische Blauhelmsoldaten, die für ihren Schutz garantieren sollten, im Kontext des Völkermords ermordet wurden.
In eben diesem Haus findet sich heute zweierlei: eine Art Memorial einerseits. Und eine kleine Ausstellung andererseits. Auf dem Außengelände, das von einer Militärbasis umschlossen ist, befinden sich 10 Stelen aus Stein. Diese repräsentieren die ermordeten Blauhelmsoldaten. Jede Stele enthält dem Alter des Verstorbenen entsprechend viele Einkerbungen.
Zweiter Stopp war so dann das kLab und das Fablab Rwanda. Das kLab versteht sich als “tech innovation hub”, als Schnittstelle und Ausgangspunkt für die Technologie basierten Innovationen von morgen. Dementsprechend finden angehende Unternehmerinnen* und Start-ups die nötigsten Ressourcen, um sich in Gang zu bringen: kostenlose Räume und gratis Wifi. Eine kleine Cafe-Bar versteht sich von selbst. Die Räume liegen in der obersten Etage eines der Hochhäuser, die Kigali punktuell verzieren. Umrandet von Balkonen wird hier schon deutlich was im Verlauf der Reise noch Thema oder Motto sein wird: “if you see far, you will go far”.
Das Fablab Rwanda stellt quasi einen Ableger anderer Fablabs dar, wie sie Deutschland schon recht bekannt sind und sich selbst als “offene Entwicklungswerkstatt” begreifen. In einer solchen Werkstatt darf der Zugang zu 3D Drucker, Lasercutter und anderen High-Tech- und Holzbearbeitungswerkzeugen nicht fehlen. Spannend ist der Unterschied: die ‘Belegexemplare’ die in den Räumen verteilt sind, haben deutlichen Bezug zu nationalen Folklore, ob Tiere, Symbole oder Paul Kagame, Ruanda ist in den meisten Erzeugnissen repräsentiert. Nur der 3D-Druck-Trabi sticht heraus. Die Einrichtung steht im Austausch mit ähnlichen Institutionen in Kenia und Südsudan, es wird spannend sein, welche Innovationen aus diesem Netz an kreativen Köpfen entstehen werden.
Gespannt auf weitere Kulinarik fuhr die Gruppe in eine der modernsten Shopping malls der des Landes um im Restaurant “The Fork” zum Mittag zu essen. Man ist im Buffet Stil. Vor allem Kartoffeln, Kochbananen, Erbsen, Möhren, Bohnen, Erdnusssoße. Durchaus schmackhaft und für Vegetarierinnen geeignet. Der Ausblick auf das Kigali Convention Center mit seiner modernen Architektur lud zu Gesprächen ein.
Ohne Pause ging es weiter in das Kigali Genocide Memorial. Der dem Völkermord gewidmete Ort besteht aus Museum, Grabstätte und Mahnmal. Das Museum greift die Elemente der ruandischen und kolonialen Geschichte auf, die für den Völkermord eine Rolle gespielt haben. Es wird Einblick gewährt in Dokumente der Zeitgeschichte und individuelle Schicksale wie auch gesellschaftliche Zusammenhänge und Prozesse der nationalen Aufarbeitung seither. Auch menschliche Knochen sowie Waffen bzw Werkzeuge, die zur Vernichtung eingesetzt wurden, werden dokumentiert. Außerhalb des Museums befinden sich Massengräber und Orte des Gedenkens.
Den letzten Stopp des Abends stellte das KWETU Film Institute dar. Dort traf die Reisegruppe auf eine Gruppe junger Filmemacherinnen sowie den Leiter der Einrichtung Eric Kabera. Es wurde ein Kurzfilm sowie ein Feature-Film vorgeführt, die der Reisegruppe weitere Einblicke in die ruandische Geschichte und deren gesellschaftlichen Umgang damit ermöglichten.
Beim Abendessen hatte sich die Reisegruppe vergrößert. Zusätzlich zu Honorine und Cramer, begleiteten uns von nun andere weitere Ruanderinnen. Zwei Filmemacher von KWETU und Schülerinnen/Alumis des Agahozo Shalom Youth Village (das wir wenige Tage später besuchten) wurden beim geselligen Essen im “The Hut” in die Reisegruppe aufgenommen.