An unserem zweiten Tag in Ruanda haben wir unter anderem bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Halt gemacht, wo wir von Bodo Immink empfangen wor-den sind.
Der in Emmerich gebürtige Immink arbeitet seit 2015 für die GIZ in Ruanda, nachdem er zuvor zahlreiche unterschiedliche Stationen in der Entwicklungsarbeit in Ländern wie Uganda, Südaf-rika, Zimbabwe, Malawi und dem Südsudan durchlaufen hat und auf 30 Jahre Erfahrung in die-sem Gebiet zurückblicken kann.
Die GIZ ist 2011 aus der Verschmelzung der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammen-arbeit (GTZ), der Internationalen Weiterbildung und Entwicklung GmbH (InWEnt) und dem Deutschen Entwicklungsdienst (DED) hervorgegangen. Ihre Vorläufer waren jedoch bereits in der Zeit vor dem Genozid in Ruanda aktiv– sie verloren 1994 40 Mitarbeiter/innen. Nach dem Genozid waren sie unter den ersten Organisationen, die zurückkehrten um bei der Restrukturie-rung und beim Wiederaufbau des Landes mitzuhelfen.
Die ersten Zahlen der Entwicklung Ruandas seitdem sind beeindruckend. Ein Wirtschaftswachs-tum um die 7%. Rang 4 im Bereich der Korruptionsbekämpfung unter den afrikanischen Staaten, eine fallende Zahl der Armutsfälle bei steigender Bevölkerungsentwicklung, eine durchschnittli-che Lebenserwartung heute von 64 Jahren im Vergleich zu 39 Jahren im Jahr 2003.
Teil dieser Entwicklung sind die unterschiedlichen internationalen Hilfsorganisationen – eine davon ist die GIZ, die als Bundesunternehmen die Bundesregierung dabei unterstützt, ihre Ziele in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Alle drei Jahre werden in bilateralen Verhandlungen die Schwerpunkte der Zusammenarbeit festgelegt. Hat die GIZ in der Vergangenheit u.a. beim Aufbau des Gesundheitssystems geholfen, bilden derzeit Dezentralisierung/Good Governance und Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung die zwei Schwer-punkte. Konkrete Projekte sind beispielsweise die Eröffnung einer Anlaufstelle für Arbeitssu-chende, die Trainings und Arbeitsvermittlung anbietet, verschiedene Maßnahmen zur Dezentrali-sierung, die Gelder in die Kassen der unterschiedlichen Regionen spült und hier für mehr Ent-wicklungsspielraum sorgt, Maßnahmen zur Errichtung von Solar- und Hydroenergieanlagen zur Stromversorgung von etwa eine Million Menschen und vieles mehr.
Die GIZ bietet hierfür Infrastruktur durch Trainingsprogramme, Planungen für Ministerien sowie Beratung der ruandischen Regierung zur Implementierung von notwendigen Standards und ge-setzlichen Regelungen, die zum Erreichen der ambitionierten Ziele notwendig sind – Stichwort „Vision 2050“.
Unter der „Vision 2050“ werden unterschiedliche Entwicklungsziele von der ruandischen Regie-rung zusammengefasst. Das wichtigste hiervon ist sicherlich das Ziel Ruanda bis 2050 zu einem „Middle-Income-Country“ zu machen. Hierfür würde das Land jedoch ein konstantes Wirt-schaftswachstum von über 10% benötigen. Ob dieses Ziel nun realistisch ist oder nicht: Die ra-sante Entwicklung Ruandas hat eine recht stabile Grundlage. Solange das Land und seine Nach-barn auch politisch stabil bleiben, kann sich die Entwicklung fortsetzen.
Eine Frage zur politischen Zukunft des Landes ist sicherlich die, ob Präsident Paul Kagame nach seiner dritten Amtszeit auf Basis des kürzlich geänderten Wahlrechts weiter durchregieren will, oder ob er die Macht weitergibt und wie sich dies auf das politische, gesellschaftliche und wirt-schaftliche Klima auswirken wird. Zudem wird die Entwicklung Ruandas auch von der Entwick-lung der East African Community (EAC) abhängen, deren weitere Mitglieder Kenia, Uganda und Tansaniasind und die eine gemeinsame Wirtschafts- und Zollunion anstreben.
Die Schlussfrage war diese: Was ist in Ruanda so anders als anderswo? Die Antwort von Herrn Immink war klar: „Das Engagement der Regierung, die leidenschaftliche Arbeit der Ministerien am Fortschritt und die Fähigkeit, klare Ziele zu formulieren und zu verfolgen. Kurz gesagt: Sie wissen, was sie wollen.“